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The Knights of Myth Drannor 1 - Swords of Eveningstar
Bewertung:
(4.5)
Von: Christoph Pyrlik
Alias: Buddha
Am: 04.03.2007
Autor:Ed Greendwood
Typ:Roman
System:D&D basierend
Setting:Forgotten Realms/Vergessene Reiche
VerlagWizards of the Coast / Mirrorstone
ISBN/ASIN:0-7869-4022-0
Inhalt:343 Seiten, Hardcover
Sprache:Deutsch

Das Buch stellt das erste von dreien dar, in denen der Erschaffer der Vergessenen Reiche Ed Greenwood die Geschichte einer der bekanntesten Abenteurergruppen dieser Welt erzählt. Im Englischen heißt die Serie „ The Knights of Myth Drannor“. Das Buch selbst kommt im edlen Hardcover daher und wirkt sehr schön verarbeitet. Man kann aber vermutlich wie immer auch auf die Qualität der Wizards-Softcoverausgaben zählen, die für den Preis ja ebenfalls recht gut ausfällt. Besonders angenehm fällt auf, dass keinerlei Produktwerbung betrieben wird.

 

Da die Vergessenen Reiche ja auf Herrn Grünholz’ eigener Heimkampagne basieren, überrascht es nicht, dass auch die Abenteurergruppe der Swords of Eveningstar seinen privaten Runden entsprungen ist. Dadurch liest sich das Buch ein wenig wie eine Story Hour hier aus dem Forum, was zumindest mir durchaus zu gefallen weiß. Die Geschichte spielt in Cormyr, einem klassischen Fantasykönigreich mit edlem König, intriganten Adeligen, bodenständigen Bürgern, großen Wäldern und diversen Feinden. Dadurch stellt das Buch gerade für VR-Spielleiter eine große Inspiration dar, man kann die Geschichte sicherlich sehr gut als Grundlage einer eigenen Cormyrkampagne verwenden.

 

Leider hat der Autor ein paar bekannte Eigenheiten, die auch in diesem Buch auffallen: Er bringt gerne sehr viele verschiedene Charaktere in eine Geschichte ein, webt einen Handlungsstrang neben dem nächsten und springt wild zwischen den Geschichten hin und her. Dadurch lesen sie sich mitunter schwierig, dieses Mal jedoch kann man einigermaßen folgen. Der Ausverkauf an bekannten NSC wirkt jedoch zwischenzeitlich wie ein Hollywoodfilm, der mehr auf bunte Effekte als auf die eigentliche Story setzt. Dafür ist die sprachliche Ausgestaltung sehr angenehm gelungen.

 

 

Inhalt (Achtung, hier beginnen die Spoiler):

Hauptfigur des Buches ist der junge Florin Falconhand, ein Waldläufer der Mielikki aus Espar, einer kleinen Stadt weit weg von den großen Städten des Königreiches. Er und einige seiner Freunde träumen schon lange von einem Abenteurerleben, um aus der Langeweile des Dorflebens ausbrechen zu können.

Eines Tages trifft Florin zufällig auf eine Karawane, die eine junge Adelige namens Narantha Crownsilver (einem der großen Adelsgeschlechter Cormyrs) auf Befehl ihres Vaters zu einem Lehrer eskortiert, um der ungezogenen und völlig realitätsfremden jungen Dame etwas Normalität einzuhauchen. Das missfällt der ständig fluchenden Hochgeborenen jedoch außerordentlich und durch massiven Protest macht sie allen das Leben schwer. Zufällig kennt Florin den Anführer der Eskorte und aus purer Neugier heraus schmiedet er mit diesem den völlig absurden Plan, die Entführung der jungen Furie zu fingieren, sich ihr dann in der Wildnis als Retter zu präsentieren und sie durch ein paar Tage in der Natur auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Um dem ganzen die Kitschkrone aufzusetzen, beginnt natürlich die junge Frau, sich währenddessen in den durchaus attraktiven Falconhand zu verlieben.

Ich gebe zu, der Auftakt klingt in der Tat mehr nach Groschenroman als nach Goethe, aber er liest sich überraschend unterhaltsam und die Ausgestaltung der Charaktere ist gelungen und ziemlich ausführlich. Von da an katapultiert sich die bislang ruhige Geschichte rasant in ein Wirrwarr aus neuen Charakteren und Intrigen. An dem vereinbarten Treffpunkt treffen Florin und Narantha auf ein Scharmützel der Eskorte, weiteren Soldaten und Wegelagerern. Tatsächlich rettet Florin sogar das Leben des Anführers, der sich auch noch als König von Cormyr, Azoun der Vierte, herausstellt. Das beschert ihm und seinen Freunden neben Ruhm und Ehre auch die Möglichkeit, als offizielle Abenteurergruppe in Cormyr unterwegs zu sein, was in Cormyr eine kostenpflichtige Anmeldung erfordert. Als Namen wählen sie eben „ Swords of Eveningstar“, da Swords of Espar schon belegt war und es so ein Problem mit den bürokratischen Strukturen des Reiches gegeben hätte. Der König schickt sie auch gleich auf ihren ersten Auftrag los: Sie sollen für die Krone einen Dungeon namens Hunted Halls säubern.

 

Man bemerkt leider stellenweise einfach, dass das Buch auf einer echten Spielgruppe basiert, wenn zum Beispiel auf dem Weg zum Dungeon im letzten Rasthof einfach mal 4 weitere Spieler in die Gruppe aufgenommen werden, ohne das durch ähnlich interessante Vorgeschichten aufzubauen, sondern tatsächlich wie es am Spieltisch in Eile manchmal passiert. So werden einfach weitere Abenteurer in einer Schenke rekrutiert, ohne Gespräche oder Tests, einfach nach dem Motto: Wir brauchen noch Leute, wer mitmachen will: Hand hoch!

 

Von hier an nimmt die Story so viele verschlungene Pfade, dass ich hier einfach mal ein paar weitere Eckpunkte erwähne. Der bekannte Hofmagier Vangerdahast spioniert wieder praktisch jeden aus, selbst die Level-1-Gruppe des Autors. Die Königin hat ebenfalls ein Auge auf die Vorkommnisse und korrespondiert dazu mit dem Auserwählten Mystras Khelben Schwarzstab in Tiefwasser, ohne dass der Hofmagier etwas davon mitbekommt. Die Schmuggelwege der bösen Gruppe der Zhentarim führt genau durch das Gebiet, wo die Swords of Eveningstar sich gerade befinden, weswegen die Organisation auf sie aufmerksam wird. Weiterhin versucht ein bestimmter Zhentarim, durch die Entwicklung eines mächtigen Zaubers, mit dem er andere Wesen beherrschen kann und der sich fortpflanzen kann, an Einfluss zu gewinnen.

Und so nehmen die Intrigen ihren Lauf und ziehen immer weitere Kreise, während die armen Abenteurer recht ahnungslos durch die Geschichte stolpern. Die Geschichte ist voll von bekannten NSC und klassischen Themen der Kampagnenwelt wie z.B. Portalen.

 

 

Fazit:

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Sicherlich hat es seine Schwächen, gerade wenn wieder einmal durchscheint, dass es nur eine aufgebauschte Story Hour ist. Dafür ist sie aber sehr unterhaltsam geraten und gerade der Anfang weiß zu überzeugen, schön atmosphärisch erzählt werden einem die Charaktere näher gebracht. Genauso wünscht man sich den Einstieg in seine eigenen Kampagnen.

Auch wenn das Buch dann recht wirre Züge annimmt, bekommt man ein typisches Ed-Greenwood-Werk und damit ein Standardwerk der Reiche. Kleine Abzüge gibt es nur, weil es etwas wirr und überladen wirkt.

Für alle Fans der Vergessenen Reiche kein Fehlkauf, für alle Greenwood-Hasser ein Problem und für alle Cormyrfans ein Pflichtkauf.