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The Dark Disciple 2 - Amber and IronAmber and Iron
Bewertung:
(2.1)
Von: Patrick Pricken
Alias: Berandor
Am: 30.03.2007
Autor:Margaret Weis
Typ:Roman
Setting:Dragonlance
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:0-7869-4086-7
Inhalt:355 Seiten Softcover + Appendix
Sprache:Englisch

A White Robe, slumbering in her bed, was awakened by the bright light of fiery tracings blazing across the ceiling of her bedchamber. A Black Robe saw the words materialize on the wall of his laboratory. He left immediately, if reluctantly, for he had just finished summoning a fiend from the Abyss, who was undoubtedly smashing up the furniture in his absence. A Red Robe had been battling goblins when he saw the words emblazoned on the forehead of his foe. The Red Robe arrived bruised and out of breath, his hands covered in goblin blood. He’d been forced to leave behind a group of goblin-hunters, who were now looking about in baffled astonishment, wondering what had become of their magic-user.

 

Anmerkung: Ich erhielt dieses Buch als Rezensionsexemplar.

 

Die obige Anmerkung muss ich gleich noch ausweiten, um zwei weitere Punkte: Ich habe keinerlei Wissen um die Welt von Drachenlanze seit dem vierten Band der Weis-Hickman-Trilogie. Außerdem habe ich den ersten Teil dieser speziellen Trilogie, Amber and Ashes, nicht gelesen. Ich halte das allerdings für unnötig, da Amber and Iron eigentlich alle vorherigen Ereignisse umfangreich Revue passieren lässt.

 

Eines gleich vorweg: Dies ist kein „typischer“ D&D-Roman in dem Sinne, dass hier viele Kämpfe ausgefochten und Orks geschnetzelt werden. Auch wenn es mehrere Konfrontationen gibt, stehen diese deutlich im Hintergrund und sind auch schnell vorüber.

Die Handlung

Amber and Iron hat drei grundsätzliche Handlungsstränge: Rhys Mason, ehemaliger Mönch von Majere (jetzt der Seegöttin Zeboim verschrieben) verfolgt die untoten „Beloved“ und versucht herauszufinden, wie man sie stoppen kann. Der Todesgott Chemosh sammelt gleichzeitig diese Beloved, um sie als Armee ins Feld zu führen, angeführt von seiner Hohepriesterin Mina – die allerdings gefangen gehalten wird. Und drittens geht es um die Selbstfindung sowohl Minas als auch Ryhssens, wobei am Ende dieses Buches Minas geheimnisvolle Vergangenheit und einige seltsame Anmerkungen im Laufe des Buches über sie aufgeklärt werden.

Gut

»By my teeth and tonsils,« exclaimed the dragon. »By my lungs and liver. By my heart and stomach, tooth and toenail! You don’t know!«

Mina couldn’t understand what this was all about. »What don’t I know?« she asked the dragon.

 

Was mir an Amber and Iron gefallen hat, ist schwer zu definieren. Das Buch ließ sich flüssig lesen und hatte mehrere verschiedene Erzählstränge, war also abwechslungsreich. Es blickt auch hinter die Fassade der momentanen Entwicklungen auf Krynn, was mir wie oben angedeutet wenig bedeutet, aber für Fans sicher wichtig ist – vor allem das Ende sollte da einiges rausreißen. Die meiste Zeit über ist das Spiel hinter der Geschichte erkennbar, wenn Zauber zitiert werden o.ä. Der Anhang enthält sogar die Schablone, um Beloved zu erschaffen (CR +3, ECL +6) – man bekommt also etwas Crunch zum Fluff. Schließlich ist das Buch recht humorvoll geschrieben, und als Leser der „großen“ Drachenlanze-Romane fühlte man sich da teilweise wie daheim.

Schlecht

[H]e hurriedly suggested that he and Atta and the kender play a game of »Rock, Cloth, Knife.«

Nightshade had recently taught Atta how to play this game that required each player to choose in three turns whether he was »rock« (closed fist), »cloth« (open fist) or »knife« (two fingers). The winner was determined by the following: Rock crushed knife. Cloth covered Rock. Knife cut cloth.

 

Es gibt in diesem Buch drei Dinge, die mir wirklich missfielen. Eins machte mich wütend, eins ergab keinen Sinn und eins war schier unerträglich. Aber der Reihe nach. Die Buchserie nennt sich „Dark Disciple“ – dunkler Schüler, aber das Folgende bezieht sich auch auf andere Bücher wie z.B. „Lady of Poison“ aus der Realms-Reihe.

 

Die Zeiten haben sich geändert. Früher schrieb man nahezu ausschließlich über heroische Helden des Lichts, und die Bösewichter hatten zwar reizvolle, aber doch antagonistische Rollen. Dann erkannte man (vielleicht durch Artemis Entreri?), dass Schurken auch Bücher verkauften, und so entschloss man sich bei WotC, über böse Götter und ihre Gefolgsleute zu schreiben. Das ist in Ordnung – wenn man das dann auch durchzieht und nicht auf halbem Weg den Hintern zusammenkneift. Diese Buchreihe um den dunklen Schüler oder die dunkle Schülerin handelt von Mina, die über das Buch hinweg sicher nicht böse erscheint, und um den Mönch der bösen Seegöttin, der eigentlich immer noch ein Mönch des guten Majeres ist, es nur nicht wahrhaben will. Zwei Hauptfiguren, die beide ausdrücklich im Buch der guten Seite zugeordnet werden. Die dritte Hauptfigur, der Gott Chemosh, erscheint mehr als unfähiger Tölpel denn als wirkliche Gefahr, wozu auch der Stil beiträgt, der in einer sehr distanzierten und ironischen Weise berichtet (siehe das Eingangszitat über den beschworenen Dämon, der dann halt mal ein Labor zerstört). So fürchtet man das Böse nicht, sondern wird selbst distanziert: Wen interessierts?

 

Wir sind schon auf halbem Weg zum nächsten Thema, also volle Fahrt voraus zur Götterwelt. Ich gebe zu, dass ich keine Ahnung von den Göttern Krynns habe (mit Ausnahme dessen, was mir Amber and Iron berichtet). Aber man muss sich schon entscheiden: Sind die Götter übermächtig und allwissend, oder nur „episch hochstufige Charaktere“. Hier wird aber versucht, beides zu verbinden. Mal sind die Götter allwissend und können auf Befehl hin alle Menschen direkt beeinflussen, alles vorhersehen und überall sein. Dann wieder kriegen sie nichts mit, werden von Illusionen getäuscht, die ein paar Sterbliche wirken, usw. Auch wird ein großes Bohei um den Freien Willen™ gemacht, aber gleichzeitig mischen sich die Götter ständig ein – selbst der angebliche „Einsiedler-Gott“ Majere erscheint mehrfach persönlich! Bitte, Drachenlanze-Autoren, entscheidet euch, ob die Götter unmenschlich mächtig sind, oder eben begrenzte Fähigkeiten haben. Beides geht nicht. Einer der Götter wird sogar von einem Hund verletzt.

 

Und damit sind wir bei Thema drei. Margaret Weis hat einen Hund. Ganz bestimmt. Und wer selbst Hundeliebhaber ist, findet dieses Thema vielleicht nicht ganz so schlimm, aber ich konnte es kaum aushalten. Rhys hat nämlich einen Hund, Atta. Der ist ganz superdupertollklug und mutig. Und etwa die Hälfte eines jeden Kapitels beschäftigt sich mit Attas Reaktionen auf Ereignisse, auf ihre Blicke oder ihr Bellen. Es werden seitenlange Diskussionen über diesen Hund geführt, wie toll er doch ist, was er alles kann, ob Rhys mehr davon trainieren könnte, ... Die dramatischste Szene ist, als Atta im Kampf – sie ist natürlich die erste beim Gegner – stirbt und wiederbelebt wird, was mit Tränen und Staunen aufgenommen wird. Un. Er. Träglich. Da ist Ryhssens Kendergefährte zurückhaltend und eine Wohltat gegen.

Hässlich

»Here, Brother, take the torch,« said Gerard, handing Rhys the flaring light. »Now, back off.«

(..)

Rhys had serious misgivings, but he did as he was ordered, walking back to stand in the shadows.

 

Noch ein paar kritische Anmerkungen, die mich aber nicht so sehr betroffen haben wie die obigen drei Dinge. Zuerst noch ein paar Worte zum Stil. Wie schon erwähnt, ist er m.E. einfach zu distanziert-ironisch. Die meiste Zeit hält Margaret Weis einen allwissenden Erzähler aufrecht, und zusammen mit den „lustigen“ Ereignissen und verniedlichender Wortwahl geht einfach die Stimmung und Spannung verloren, die man in einem Buch über Untote und die bösen Götter erwarten würde, und wird durch Ed Greenwoods Tapfere Kameraden minus die sexuellen Anspielungen ersetzt. Erinnert sich noch jemand an Lord Soth, den Todesritter aller Todesritter? Hier haben wir Krell, einen weichlichen Feigling und Dummkopf, dem schon mal Schweiß ausbricht.

 

Aber auch sonst ist der Stil nur angemessen, nicht wirklich gelungen. Lesbar, ja, aber nicht wirklich reizvoll. Die Dialoge sind zu ausführlich und klingen nicht echt. Gerne wird in entscheidenden Momenten Exposition zwischengeschaltet – Mina steht dem riesigen Seedrachen gegenüber, also los mit einer dreiseitigen Vergangenheit des Drachen. Es wird auch alles erklärt, wirklich alles. Seht euch mein drittes Zitat an (bei „Schlecht“) – hat wirklich irgendjemand keine Ahnung, wie „Stein, Schere, Papier“ funktioniert? Brauchen wir die Erklärung?

 

Der Stil ist nicht geschliffen genug: Siehe mein zweites Zitat, wo »she asked the dragon« völlig überflüssig ist, und anstelle von »couldn’t« besser »didn’t« stünde. Ähnliche Beispiele gibt es zuhauf, wie z.B. Margaret Weis’ häufige Weigerung, die Vorvergangenheit (Past Perfect) zu benutzen. Das deutet auch auf ein schwächeres Lektorat hin, wie auch mein drittes Textbeispiel, bei dem der Mönch sich mit der flackernden Fackel in den Schatten stellt.

 

Schließlich noch eins: Es ermüdet mich, wenn Charaktere das große Geheimnis einer Figur erkennen, aber dann einfach nicht sagen, was los ist – ohne dafür einen Grund zu haben, natürlich. Der Seedrache, der Minas Geheimnis lüftet, sagt natürlich nichts. Später bricht der Kender angesichts Minas in Weinen aus, weil alles so traurig sei, aber ohne auch unter vier Augen zu verraten, was denn nun traurig sei. Schließlich muss der Leser bis zur großen Enthüllung im Dunkeln gelassen werden. Das hat mich genervt, als Dan Brown das ständig machte, und bei Margaret Weis stört es mich auch; allerdings gibt es nur eine Handvoll solcher Szenen in Amber and Iron, im Gegensatz zu Sakrileg.

Fazit

Letzten Endes war Amber and Iron eine schnelle und halbwegs kurzweilige Lektüre, die mich aber auch sehr oft frustrierte, wenn über lange Strecken das vorgeblich Böse belanglosiert wurde oder Atta mal wieder einen großen Auftritt hatte. Hundeliebhaber stört das vielleicht nicht so sehr (obwohl ich mich vorher zu diesen gezählt hätte). Allerdings behandelt Amber and Iron eine Umbruchphase auf Krynn und wirft einen Blick auf die Götterwelt (wenn auch nicht so gelungen wie Prince of Lies). Schließlich ist Minas Geheimnis entscheidend für die Fortentwicklung der Welt. Wer unbedingt die Schablone am Ende haben will, große Fans der Drachenlanze-Romane oder Sammler können zugreifen, einfache Spieler und Spielleiter können den Metaplot auch aus Internetquellen erfahren und sich 350 Seiten sparen. Hundefans können etwa einen halben Punkt auf die Note aufaddieren.