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The Dungeons 3 - Stardeep
Bewertung:
(4.0)
Von: Peter Basedau
Alias: Zanan
Am: 20.01.2008
Autor:Bruce Cordell
Typ:Roman
System:D&D 3.5
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0786943388
Inhalt:311 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Stardeep

Alpträume von der Flucht des Verräters plagen sie, Alpträume, die Realität geworden sind.

 

Vorab

 

Der dritte Roman der Dungeons-Reihe stammt aus der Feder des D&D-Veteranen Bruce Cordell, der den meisten D&D-Freunden seit Mitte der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts als Designer für Core- und Forgotten Realms-Bücher bekannt ist. Immerhin hat er an knapp 30 Büchern zu diesem Thema beträchtlichen Anteil gehabt, darunter einigen Klassikern wie Return to the Tomb of Horrors (1998), Die Vecna Die! (mit Steve Miller, 2000), Heart of Nightfang Spire (2001) oder The Illithiad (1998), wie auch den Regelwerken Psionics Handbook (2001), Epic Level Handbook (2002), Tome and Blood (2001) und dem Expanded Psionics Handbook (2004). Wichtiger im Zusammenhang mit Stardeep ist jedoch seine Mitarbeit an Unapproachable East, einem Quellenbuch zu den Regionen* Thay, Rashemen und insbesondere Aglarond, in dem die Handlung des Romans angesiedelt ist.

In den Forgotten Realms handeln drei seiner Romane, von denen einer Stardeep ist. Letzterer schließt mehr oder weniger direkt an Darkvision an, in dem uns die Heldin Kiril Duskmorn erstmals vorgestellt wird.

 

Jedwede Übersetzung von speziellen Termini in Stardeep, wie z.B. Star Elves oder Keepers of the Cerulean Sign, stammen aus der Feder des Rezensionsautors und sind keineswegs offiziell.

 

Aufmachung

Wiederum zeichnet sich E.M. Gist für das Cover eines der Dungeons-Bücher verantwortlich, zeigt uns eine Sternenelfe mit unsäglichen WoW-Ohren und dem Symbol Stardeeps auf der Brust - ein weißer Baum vor schwarzem Hintergrund. Ob dies Kiril, die Heldin des Romans, sein soll, überlässt man lieber dem Auge des Betrachters.

Die 311 Seiten sind in der gewohnten WotC-Qualität gedruckt, nur sollten die Redakteure bei der Wahl ihrer Teaser-Sprüche (siehe oben) darauf achten, dass diese mit dem Inhalt des Buches auch übereinstimmen. Denn Kiril wird mitnichten von Alpträumen vom Verräter gequält, hat dafür allerdings ganz andere Probleme.

 

Allgemeiner Inhalt

Man merkt bei Stardeep recht schnell, dass Cordells Stärken weniger beim Schreiben eines Romans an sich, denn der Beschreibung exotischer Regionen in einem Fantasysetting liegen. Dies verwundert auch nicht, denn letztlich ist der 38-Jährige in erste Linie ein Designer und weniger Schriftsteller. Mit Stardeep wird der Leser in die Welt der Star Elves* eingeführt, die Jahrtausende lang im separaten, extraplanaren Reich Sildëyuir* jenseits ihrer ehemaligen Heimat im Yuirwood* lebten. Erst dieser Tage kehren sie zurück in diese Welt Faerûns, jedoch nicht gänzlich freiwillig. Kiril Duskmorn ist eine dieser Star Elves (hier: Sternenelfen), die bereits vor Jahren die alte Heimat betreten hat. Während sie in Darkvision an der Seite eines egozentrischen Zwergs eher eine Nebenrolle bekleidet hat, wird sie in Stardeep zur zentralen Persönlichkeit, was insbesondere dahingehend interessant ist, dass wir nun ihre Geschichte - die (wie bei jedem Held) nicht ganz ohne ist - erklärt bekommen, ihr Leben mit Angul und der nimmerleeren Alkoholflasche.

Bevor die Sternenelfen diese Welt verließen, sperrten sie unter einer ihrer Festungen einen Verräter am Leben an sich ein, jemanden, der eines der schlimmsten Übel überhaupt hervorrufen wollte. Dieser Auserwählte versucht nun seit Jahrhunderten sein Gefängnis zu verlassen, um im Moment seiner Freiheit die Stadt Xxiphu aus dem Kern Torils zu beschwören. Xxiphu ist Sitz der Abolethic Sovereignty, Heimat der Abolethen* - Kreaturen erfüllt von übelsten Intentionen.

Sie werden von den Keepers of the Cerulean Sign bewacht, die ihrerseits in der Festung Stardeep unter dem Schutz der Empyrean Knights stehen. Stardeep liegt jedoch noch immer in Faerûn selbst, versteckt hinter mächtigen Illusionen und nur dann erreichbar, wenn es die Bewacher erlauben.

Der Verräter testet immer wieder die Schutzzauber seines Gefängnisses und schnell wird den amtierenden Keepers (Hütern) bewusst, dass die Zeit gekommen ist, da ein Ausbruch unmittelbar bevorsteht. Telarian, ein mächtiger Magier und Seher, schmiedet ein Schwert aus der Seelenessenz eines ehemaligen Keepers, ein Schwert welches jeglichen Versuch des Verräters vereiteln soll. Vor langer Zeit gab dieser Keeper sein Leben für diesen Zweck und es wurde Angul erschaffen, Kirils Schwert. Doch kann der Rest einer Seele wirklich hilfreich sein?

Unterdessen ziehen Kiril und einige Mitstreiter zurück in ihre alte Heimat aus mehrerlei Gründen. Sie selbst will nach Stardeep zurück, da einige wenige Träume Böses erahnen ließen, Raidon sucht seine (sternen-)elfische Mutter. Bald wird der trinksüchtigen Elfe jedoch klar, dass an ihrer alten Wirkungsstätte - sie war selbst einst eine Hüterin des Ceruleanischen Zeichens - einiges nicht so ist, wie es sein sollte. Der Verräter rührt sich, ein unwissender Verbündeter arbeitet aktiv am Untergang Stardeeps und niemand gelangt zur, geschweige denn in die Festung, die diese Welt vor dem Untergang beschützen soll.

 

Inhalt (Vorsicht, hier gibt es Informationen, die den Lesespaß arg reduzieren!)

Kiril hat sich vor Beginn des Geschehens von ihrem Zwergenkameraden getrennt und dieser gab ihr zum Abschied seinen Drachenvertrauten (nur ein kleiner Kristalldrache), nun ein ständiger Begleiter der trinksüchtigen Elfe. Der Grund für diese Charakterschwäche wird im Laufe des Buches klar, denn in der Zeit als Kiril noch Hüterin war, konnte ein Ausbruchsversuch des Verräters nur durch eine selbstmörderische Maßnahme unterbunden werden. Kirils Lebensgefährte, der Hüter Nangulis, gab sein Leben, damit seine Seele - bzw. das "Beste" daraus - in das Schwert Angul, auch "Blade Cerulean" genannt, geschmiedet werden konnte. Mit dieser Waffe wurde der Verräter und seine Schergen besiegt, doch Nangulis' Tod zerstörte sowohl sein als auch Kirils Leben. Sie verließ ihr Amt und begab sich in die Fänge des Alkohols, nahm natürlich "ihr" Schwert und damit den Rest ihrer einstigen Liebe mit. Die Waffe selbst hat ein erhebliches Ego und ist selbst für Kiril in seiner Lust, alles Nicht-Rechtschaffende und Anormale zu töten, nur schwer zu bändigen.

Kirils Begleiter, ein halbelfischer Mönch aus Telflamm, sucht unterdessen seine Wurzeln - mütterlicherseits. Denn die Frau war eine Sternenelfe, die ihn irgendwann zurückließ, um in ihre Heimat zurückkehren, eine Heimat, von der kein Sterblicher auf dieser Welt etwas weiß. Einzig ein Cerulanisches Zeichen - ein Amulett mit dem Weißen Baum auf schwarzem Grund - erinnert ihn an die Mutter, ein Zeichen, welches Kiril als jenes erkennt, welches die Hüter selbst besitzen. Daher akzeptiert sie den ruhigen Mann als Begleitung.

Unterdessen muss die derzeitige Hüterin Delphe feststellen, dass die Schutzmauern, die seit Jahrhunderten den Verräter in seinem Gefängnis halten, zu bröckeln beginnen. Das Konstrukt Cynosure, unsterblicher und omnipotenter Wächter der Festung, reagiert nicht mehr so, wie sie es gewohnt ist, ihr Mithüter Telarian arbeitet im Geheimen an Dingen, die er ihr nicht offenbaren will. Der Autor lässt relativ schnell die "Katze aus dem Sack", denn schnell wird dem Leser klar, dass es eben jener Magier Telarian ist, der zwar eine besondere Gabe im Hellsehen besitzt, sich dabei aber durch Visionen leiten lässt, die ihm niemand anderes als der Verräter selbst schickt. In seiner Paranoia vor einem Ausbruch des Letzteren vermutet Telarian Unfähigkeit und Verrat unter seinen Mitstreitern, reißt die Kontrolle über Cynosure teilweise an sich und findet in einem Labor den Rest der Seele von Nangulis. Er schmiedet die Zwillingsklinge Nis, die, wie sollte es auch anders sein, mitnichten Gutes im Schilde führt - letztlich beinhaltet sie nur die "unbrauchbaren" Reste von Nangulis' Seele.

Als Wächter der Festung - Delphe wacht vorrangig über das Gefängnis - schickt er die Empyrean Knights gegen alle, die sich dem versteckten Eingang nähern, lässt dabei ganze Waldelfendörfen abschlachten. Als die Knights sich über derlei Taktiken Gedanken machen, tötet Telarian ihren Anführer, lässt eine ganze Einheit in den Tod stürzen - immer der Annahme folgend, dass nur so ein Ausbruch des Verräters unterbunden werden könne.

Kiril, die zwar den Eingang kennt, doch nicht eingelassen wird - Telarian sah ihre Ankunft voraus und unterbindet dies - muss mit ihren Begleitern einen Umweg durch das geplagte Sildëyuir und durch die Gänge im Unterreich Stardeeps nehmen. Dort unten hausen steinerne Untote, die nicht nur ihr, sondern auch Telarian das Leben schwer machen. Letzterer kommt in der Absicht Angul zu erobern gleich mit einer kompletten Schwadron der Empyrean Knights. Kiril vertraut den hehren Absichten des aktuellen Hüters jedoch und beide gehen nun gegen Delphe vor, die Telarian als eigentliche Gefahr für die Festung und deren Aufgabe diffamiert. In einem epischen Endkampf fällt die Entscheidung direkt über dem Gefängnis des Verräters, dem Hohepriester der Abolethischen Souveränität.

 

Fazit

Die Handlung beginnt an vielen Stellen und kulminiert, wie sollte es anders sein, im Zentrum von Stardeep, nämlich in dem Schacht, der zum Gefängnis des Verräters führt. Cordell führt einige interessante Charaktere in die Handlung ein, greift dabei auch auf die einschlägigen Quellenbücher zurück. So werden wir mit dem Leben in der extraplanaren Welt der Sternenelfen vertraut gemacht, erfahren einige Einzelheiten zu den Zuständen in der Shou Town Telflamms, den Menhirportalen im Yuirwood oder den Hütern dieses Waldes, den Masters of the Yuirwood*. Dass der Hauptgegner ein Diener der Abolethischen Souveränität ist, verwundert ob den Vorlieben Cordells auch nicht, sind doch Abolethen sehr magische und psionisch begabte Kreaturen. Hier liegen eindeutig die Stärken des Romans.

Der Autor versteht es, uns schnell und gezielt durch die Handlung zu führen, doch hat man das Gefühl, dass ihm irgendwo die Seitenanzahl ausgegangen ist. Denn während wir ausführlich über Stardeep oder Kirils Trinksucht informiert werden, bleiben andere interessante Punkte wie beispielsweise die Masters of the Yuirwood oder auch Details aus Sildëyuir offen. Negativ fällt die Omnipotenz der beiden Schwerter auf, gegen die "kein Kraut gewachsen scheint", die Dinge jenseits von Gut und Böse vermögen - jedenfalls den Regeln nach. Auch Cynosure wirkt etwas fehl am Platze, erinnert er doch sehr an einen Bordcomputer aus Star Trek.

Nichtsdestotrotz ist Stardeep das bislang beste Buch der The Dungeons-Serie, selbst wenn es relativ wenig mit dem Schwerpunkt der Serie zu tun hat. Jene, die sich in den Reichen nicht so gut auskennen werden es vielleicht etwas schwerer haben, alle Örtlichkeiten und Personen einzuordnen. FR-Freunde hingegen werden die Informationen über das Reich der Sternenelfen und die Rasse an sich interessieren, wie auch die neue alte Gefahr, die noch immer unter Faerûn begraben liegt. Rollenspieler können von einer reichen Auswahl an Charakterbeschreibungen profitieren, sei es das Bewusstsein und die Handlungsweise eines intelligenten Schwertes, das Verhalten einer geplagten Hauptheldin, das Auftreten eines in die Irre geführten Mannes oder eines Mönchs in fremden Reichen.

 

 

Anmerkungen

Aboleth - Mächtige, amphibische Kreaturen, die im Monster Manual beschrieben werden. Ihre Stadt Xxiphu wird hier m.W. erstmalig erwähnt, andere Städte oder Herrschaftsgebiete finden sich in Underdark bzw. Drizzt do'Urden's Guide to the Underdark.

 

Emyprean Knights - Bis dato m.W. völlig unbekannter Ritterorden der Sternenelfen.

 

Keepers of the Cerulean Sign - Bis dato m.W. völlig unbekannt [Anm. der Red.: Zu finden im Quellenband Lords Of Madness].

 

Regionen - Aglarond wird wie auch die anderen Regionen in Spellbound bzw. dessen Nachfolger Unapproachable East (UE) beschrieben. Dort finden sich unter anderem auch die auch aus Baldur's Gate bekannten Hexen und Berserker aus Rashemen, die Roten Magier von Thay, wie auch die Masters of the Yuirwood.

 

Sildëyuir - das erst kürzlich (UE) erfundene, extraplanar versteckte Reich der Sternenelfen. Nur sehr wenig ist darüber bislang bekannt, die Bedrohung seiner Existenz wird in Stardeep erstmals genauer beschrieben.

 

Star Elves - eine Unterart der Elven Faerûns, die in grauer Vorzeit diese Welt verließen und in ein eigenes, extraplanares Reich, Sildëyuir zogen. Sie werden in UE beschrieben.

 

Yuirwood - ein riesiges, mystisches Waldgebiet, welches große Teile Aglaronds bedeckt.

 

 

Bruce Cordells - Forgotten Realms Bibliographie

 

The Illithiad

 

Romane

 

Lady of Poison - The Priests I

Darkvision - The Wizards III

Stardeep - The Dungeons III

"Black Arrow" - in Realms of War (Forgotten Realm Compilation, März 2008)