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Blades of the Moonsea 2 - Corsair
Bewertung:
(3.9)
Von: AlexH
Alias: AlexH
Am: 23.04.2010
Autor:Richard Baker
Typ:Roman
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-5307-3
Inhalt:369 Seiten, Softcover
Sprache:Deutsch

Vorbemerkung

Vorbemerkung zur Vorbemerkung: Teile der Vorbemerkung sind aus anderen Rezensionen bekannt, werden hier aber zur Verdeutlichung der Kritikpunkte an der gegenwärtigen WotC-Romanserie wiederholt.

 

Der von mir rezensierte, englischsprachige Roman verwendet viele Begriffe (z. B. Kreaturenbezeichnungen, Namen und Zauber), die aus der 4. Edition des Forgotten-Realms-Kampagnenhintergrundes entstammen. Da für viele dieser Begriffe eine offizielle deutsche Übersetzung dem Rezensenten nicht vorlag, werde ich in der nachfolgenden Besprechung diese Begriffe in englischer Sprache verwenden und bitte diesbezüglich um Verständnis des Lesers.

 

Vom Erscheinungsbild und Layout her handelt es sich um ein typisches Wizards-of-the-Coast-Taschenbuch. Dies schließt die aus weiteren Rezensionen bekannten, kleinen Problemchen mit ein. So bricht zum Beispiel der nur relativ dünn verleimte Buchrücken sehr schnell und das ganze Buch macht nach der Lektüre einen recht ramponierten Eindruck. Für Sammler, die gerne ein extra Regal-Exemplar kaufen, sicherlich verschmerzbar, für den Leser, der sich hin und wieder über die aktuellen Vorgänge in den Realms informiert haben möchte, seine Bücher aber dennoch ins Regal stellen mag, leider ein Negativpunkt. Das Papier ist griffig, die Schrift sehr klein und die rund 370 Seiten restlos vollgepackt. Echte Absätze finden sich so gut wie gar nicht, stattdessen arbeitet man mit vielerlei Einrückungen des Textes, um den Lesefluss etwas angenehmer zu gestalten.

 

Das sehr dynamische Cover ist dunkel gehalten und zeigt Geran, den Held des Buches, am Bug eines Schiffes stehend, während im Hintergrund ein Kampf tobt (Der Tiefling Sarth schleudert Blitze auf Piraten). Lobenswert ist zu erwähnen, dass eine Karte der Moonsea-Region beigefügt wurde.

Inhalt

Der Roman schließt zeitlich etwas versetzt an die Geschehnisse des ersten Bandes an. Im Städtchen Hulburg, welches vom Harmach (=Fürstentitel des Ortes) Grigor aus der Familie Hulmaster regiert wird, ist nach den Unruhen einige Monate zuvor ein klein wenig Ruhe eingekehrt. Doch während Geran Hulmaster zwischen Thentia und Hulburg reist, entdeckt er in einer Bucht ein geankertes Piratenschiff und ein gestrandetes Handelsschiff der Sokol-Familie aus Phlan. Er befreit die einzige Überlebende Nemissa Sokol und erfährt, dass die Piratenübergriffe auf Handelsfahrten von und nach Hulburg zunehmen. In Hulburg zurückgekommen, lässt er ein Schiff ausrüsten, schnappt sich seine Freunde, den Tiefling-Sorcerer Sarth und den Halbling Hamil, und sticht in See, um Jagd auf das Piratenschiff, die Kraken Queen, zu machen.

 

Doch seine Gegenspieler haben nur darauf gewartet, dass Geran Hulburg verlässt. Schon geht das Intrigenspiel in der Heimat los. Verborgene Priester organisieren Tumulte, ein alter Feind Gerans intrigiert getarnt und bereitet den Sturz Harmach Grigors vor, die Handelsfamilien sind sich ihrer Loyalität nicht mehr gewiss.

 

Unterdessen nehmen Geran und seine Freunde die Spur der Kraken Queen auf und erfahren von einem geplanten Schlag gegen Hulburg, an dem die legendären Black Moon Corsairs sich mit vier Schiffen beteiligen wollen. Als Piraten getarnt erobern sie eines der Schiffe und können den schlimmsten Schaden abwenden – jedoch nicht, ohne mit ansehen zu müssen, wie Gerans Freundin aus alten Tagen und deren Tochter von den Black Moon Corsairs entführt werden. Und als ob es nicht genug wäre, stellt sich heraus, dass hinter den Piraten niemand anderes steckt als Gerans Cousin Sergen und dessen Vater Kamoth Kastelmar. Schon beginnt die Aufholjagd, quer durch die Monnsea und darüber hinaus … während die politischen Unruhen in Hulburg zunehmen.

Fazit:

Seit langem endlich mal wieder ein Roman, der das typische Realms-Flair versprüht, ohne dabei zu überzeichnen. Gut, ein Schauplatz am Ende des Romans ist auch mir eine Spur zu phantastisch. (angedeuteter Spoiler, für Eingeweihte zu entschlüsseln: Geran begibt sich auf die Tränen einer Göttin und Richard Baker verneigt sich vor einem ehemaligen Campaign-Setting aus 2nd Edition Zeiten)

 

Aber mal ehrlich, der Roman hat alles, um gut zu unterhalten: Politik, Intrige, eine klassische FR-Region, Wildnis, Monster, Verfolgungsjagden, Magie, Götter und natürlich Piraten! Was will man mehr? Zugegeben, man hält hier sicherlich kein Stück Hochliteratur in den Händen, dafür merkt man aber jeder Zeile an, dass sie von einem Liebhaber der Materie mit großem Respekt vor der Geschichte und dem Flair einer Shared World wie den Forgotten Realms geschrieben wurde. Hinzu kommen detaillierte Charaktere, von denen lediglich ausgerechnet der Haupt-Protagonist etwas eindimensional als Klischee-Held beschrieben wird. Die weiteren Charaktere haben alle auch ihre Schattenseiten und insbesondere die Gegenspieler Gerans, allen voran seine Nemesis aus alten Tagen, als er noch in Myth Drannor weilte, sind hervorragend beschrieben. Man bleibt an der Geschichte hängen und legt das Buch nur ungern aus der Hand.

 

Richard Baker beweist in diesem Roman wieder einmal sehr solide Handwerkskunst. Ein FR-Fan wird sehr gut bedient – ungeachtet des Zeitspungs, denn der Roman spielt in den „neuen“ Reichen! Aber auch der Gelegenheitsleser wird hier richtig gut unterhalten. Dialoge und Beschreibungen halten sich die Waage, die Welt wird glaubhaft, detailliert und bunt beschrieben, die Action-Szenen sind rasant und gut nachvollziehbar formuliert. Kein Meisterwerk, aber ein sehr guter Roman. Kaufempfehlung!