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Titan 4 - Das Schwert des Damokles
Bewertung:
(2.5)
Von: Nico Kevin Bracht
Alias: Cut
Am: 11.08.2010
Autor:Geoffrey Thorne
Übersetzer:Stephanie Pannen
Typ:Roman
Setting:Das Star Trek Universum nach dem Kinofilm „Star Trek Nemesis“
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-941248-04-5
Inhalt:352 Seiten, Taschenbuch
Preis:12,80 EUR
Sprache:Deutsch

Vorbemerkung:

„Schwert des Damokles“ (SdD) ist der vierte und - das nehme ich gleich vorne weg - leider auch bisher schwächste Band in der Star Trek Buchserie „Titan“, die die Geschichten um die Crew von Captain William Riker erzählt. Zeitlich sind diese Bücher nach dem Star Trek Kinofilm „Nemesis“ angesiedelt. Wie alle Star Trek Bücher sind diese Bände nicht „canon“ und somit werden diese Geschichten kein Teil des offiziellen Star Trek Hintergrundes.

 

Die Handlung von SdD setzt in medias rhes ein. Der Leser weiß zunächst weder, wo und wann er sich befindet, noch genau, wer genau die Protagonisten der ersten Szenen sind.

Schon der „Anfang“ des Romans (eigentlich ist dem Roman der Epilog vorausgestellt...) liest sich zäh wie Kaugummi und lässt nichts Gutes für die weitere Geschichte erahnen...

 

Das Buch:

Das Taschenbuch, aus dem Cross Cult Verlag, kommt wieder mit einem hochwertig produzierten und gestalteten Cover daher, welches dem Titelbild der US-Originalausgabe nachempfunden ist.

Nach der Bekanntgabe, dass es eine neue Star Trek Serie in Buchform geben würde, die wieder auf einem Raumschiff spielen sollte und der Veröffentlichung des ersten Bandes der Titan-Reihe, gab es einen von Pocket Books ausgeschriebenen Wettbewerb, bei dem Fans die „Luna-Klasse“, die Raumschiff-Klasse der die Titan angehört, entwerfen sollten.

Dem Gewinnerdesign winkte neben Ruhm und Ehre auch der Platz auf dem Titelbild des vierten Titan-Romans. Die Titan selber ist ein Schiff, das gleichzeitig an die alten Raumschiff-Modelle aus FASA Rollenspielzeiten erinnert aber dennoch aus Teilen besteht, die einem Fan aus der The Next Generation Ära bekannt vorkommen. Ich bin persönlich kein Freund von Warp-Gondeln, die unter dem Schiffsrumpf angebracht sind, aber das Design weiß trotzdem zu gefallen, ebenso das Titelbild, welches es zeigt.

 

Der Inhalt und der Stil:

Durch einen Impuls unbekannter Art wird die Titan jäh aus dem Warp-Flug gerissen und dabei schwer beschädigt. Das Schiff bleibt zunächst manövrierunfähig. Bei den Nachforschungen, die die Crew anstellt, stoßen Riker und Co. in der Nähe des Planeten Orisha auf ein unheimliches Phänomen: Einen Himmelskörper, der eine zentrale Rolle im Glaubens- und Weltbild der insektoiden Bevölkerung des Planeten einnimmt und der sich zunächst jeder wissenschaftlichen Erklärung entzieht...

 

Captain Riker und seine Crew müssen sich in SdD hauptsächlich mit einem moralischen Dilemma und zwischenmenschlichen Problemen herumschlagen. Allerdings hält die Handlung (insbesondere für den bajoranischen Wissenschaftsoffizier Jaza) eine Vielzahl an religiösen Glaubenselementen bereit. Alleine die Anwesenheit der Titan droht die Kultur der Bewohner Orishas zu gefährden, und obgleich die Bevölkerung Orishas einen Technologiestand erreicht hat, der prinzipiell dem der Erde des 23. Jahrhunderts entspricht, so haben die Bewohner jedoch keinerlei Raumfahrtprogramm entwickelt, so dass die Kultur eigentlich unter den Schutz der Ersten Direktive der Föderation fällt. Captain Riker, der sich auch größeren privaten Zerwürfnissen mit seiner Frau ausgesetzt sieht, muss sich nun mit einem klassischen Star Trek Problem auseinandersetzen...

 

Leider gelingt es Thorne nicht, wirklich neue Elemente zu entwickeln, die den Leser in die Problematik hineinziehen oder aber wenigstens alte klassische Probleme in einen interessanten Kontext zu rücken. Einmal mehr muss die Erste Direktive als Anker für moralische Probleme eines Star Trek Abenteuers herhalten. Diese Thematik ist zwar für Star Trek, gerade auch für die TNG Ära zwar elementar, aber man hat sie doch nun in vielen TV-Folgen bzw. Kinofilmen aus diversen Blickwinkeln betrachten können. Thornes Geschichte fesselt leider nicht.

Und auch die Charakterentwicklungen und -konflikte, die Thorne versucht aufzuwerfen, vermögen nicht zu überzeugen. Die Riker / Troi Problematik wirkt arg gekünstelt und, ähnlich wie der Charakter Chakotay in der Serie Star Trek – Voyager ein paar mal zu oft als „Berufsindianer“ bzw. als Chef-Spiritueller eingesetzt wurde, wird hier der an Bord ansässige Bajoraner, Commander Jaza, zum Träger eines Glaubenskonflikts gemacht, weil sich Bajoraner, wie wir seit Deep Space Nine wissen, besonders gut für Geschichten dieser Art eignen.

 

Auch sprachlich überzeugt mich das Star Trek Erstlingswerk von Thorne gar nicht. Schon die Beschreibung, wie die Titan durch den Impuls unvermittelt aus der Warp-Geschwindigkeit gerissen wird, liest sich abstrus: „...und schlug das Schiff aus dem Warp wie eine klingonische Faust Zähne aus dem Mund eines Feindes schlägt.“ (Anfang Kapitel 3 auf Seite 84).

 

Am Ende des Buches kommt leider nicht das Gefühl auf, ein gelungenes, spannendes Abenteuer im Star Trek Universum begleitet zu haben, sondern eher eine gewisse Sehnsucht nach den angenehmen Momenten, die einem eine gelungene Star Trek TV-Episode oder eine gute Erzählung bieten würde.

 

Das Fazit:

„Schwert des Damokles“ ist der vierte und zugleich schwächste Band der relativ jungen Star Trek Buch-Reihe „Titan“. Dem Autoren Geoffrey Thorne gelingt es leider zu keiner Zeit einen fesselnden Stil oder zumindest eine spannende Geschichte zu entwickeln.

Viele Elemente der Handlung wirken zunächst konfus, dann wieder stereotyp oder schlicht und ergreifend eindimensional und langweilig. Als die Handlung dann doch etwas an Fahrt aufnimmt und so etwas ähnliches wie Spannung aufkommt, ist schon fast ein Drittel des Buches am Leser vorbeigezogen. Und selbst dann erreicht die Geschichte nie das Niveau zu dem sich frühere Abenteuer der Titan haben – zumindest stellenweise – aufschwingen können.

 

Für mich ist nach der Lektüre von SdD erkennbar, warum zunächst keine weiteren eigenständigen Star Trek Titan Bände auf den Markt kamen. Erst nach dem Erfolg der großen „Star Trek - Destiny“ Crossover-Trilogie kam mit „Over a torrent Sea“ ein neues Titan-Buch auf den amerikanischen Markt.

 

Dieses neue Abenteuer wurde dann auch bezeichnenderweise von einem Star Trek erfahreneren Autoren als Geoffrey Thorne geschrieben. Christoper L. Bennetts Buch wird in Kürze auf Deutsch beim Cross Cult Verlag erscheinen. Hoffentlich nimmt die Titan mit diesem neuen Buch wieder Kurs auf interessantere Abenteuer...

 

Ich bewerte „Schwert des Damokles“ mit 2,5 Punkten.