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Neverwinter 4 - The Last Threshold
Bewertung:
(4.2)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 12.07.2013
Autor:R. A. Salvatore
Typ:Roman
System:D&D
Setting:Forgotten Realms
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0-7869-6364-5
Inhalt:380 Seiten, Hardcover
Sprache:Englisch

Aufmachung

Obwohl die 5. Edition von D&D ja schon am Horizont „droht“, behalten die Wizards bei der Neverwinter-Reihe die alten Trademarks aufrecht. Es gibt ein Lockwood-Cover, oben auf dem Cover eine kleine Leiste mit „Dungeons & Dragons und Forgotten Realms, auch der Rücken passt perfekt zu den D&D-Romanen der D&D 4-Ära.

Das Cover zeigt Drizzt im Kampf mit einem fiesen dreiköpfigen Humanoiden. Vom Hintergrund her, fast schon radioaktiv grünlich aussieht, würde ich tippen, dass der Kampf im „Shadowfell“ stattfindet.

Auch im Inneren erwartet uns genau das, was wir erwarten. Sauberes aufgeräumtes Schriftbild in ausreichender Größe, Gliederung durch kurze Abschnitte, in denen Drizzt innere Monologe führt und die Situation praktisch rekapituliert und die gekreuzten Kurzschwerter, die die jeweiligen Kapitel einläuten.

 

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

Diesem vierten und (vermutlich) letzten Teil der Neverwinter-Reihe nähert man sich am ehesten über die Personenkonstellationen, nicht über die bereisten Orte und „gelösten Aufgaben“ wie es bei sämtlichen vorhergehenden Drizzt-Romane.

Stand zumeist das Stichwort „Kampf“ im Vordergrund, geht es in „The Last Threshold“ vor allem um Freundschaft und Beziehungen. Spontan und aus dem Kopf haben wir da Drizzt/Dahlia, Drizzt/Gwen, Jarlaxle/Drizzt, Artemis Entreri/Dahlia, Artemis Entreri/Drizzt, Dahlia/Effron, Effron/Drizzt, Effron/Draygo, ja sogar die „kleineren“ Figuren wie Athrogate, der bekloppte Zwerg, Ambergris oder Afrafanfere bekommen etwas Spotlight, was ihr Denken und ihre Beziehungen untereinander angeht.

Ach ja – eine eigentlich fast schon vergessene Beziehung spielt – eigentlich schon in der ganzen Reihe, aber jetzt gerade gegen Ende – wieder eine große Rolle: Drizzt und Cattie-Brie. „Aber die ist doch schon lange tot!“, werdet ihr sagen. Richtig, aber Drizzt ist nicht so ganz dieser Meinung

Eine weitere Frage, die sich der Leser (und diverse Machtgruppen der Realms) permanent stellt, ist die, welche Gottheit nun wirklich hinter Drizzt steht. Fragt man Drizzt selber, so ist seine Antwort wie aus der Pistole geschossen Mielikki. Es gibt aber auch Theorien, dass Drizzt eigentlich (natürlich ohne es zu wissen) ein Streiter für die Sache der Spinnenkönigin ist, und dass diese hinter den zahllosen überraschenden Aktionen steht, in denen Drizzt und seine Freude aus scheinbar aussichtsloser Lage gerettet werden.

 

Die drei Hauptkonfliktfelder, aus denen sich die gesamte Handlung entwickelt, sind vor allem Drizzts Suche nach Gwen, die gerade von Draygo Quick im „Shadowfell“ gefangen gehalten wird, Effrons hasserfüllte Suche nach seiner Mutter Dahlia und die Beziehungen des Dreiecks Drizz/Artemis/Dahlia.

Dieses Ausgehen von Konflikten gefällt mir sehr gut und die gesamte Handlung entwickelt sich sehr.

 

Ich denke das sollte eine gute Balance sein zwischen gar nichts zum Inhalt verraten und etwas neugierig machen, denn es lohnt sich absolut, diesen Konflikten zu folgen und sich von ihnen in die Handlung hineinziehen zu lassen – und das Ende ist nun wirklich mal überraschend!

Ich bin wirklich gespannt ob und wie die Reihe nun weitergeht. Eigentlich sind zu viele Fäden unverbunden, zu viele Fragen unbeantwortet. Es muss einfach weitergehen!

 

Fazit:

Tja, ich kann nur sagen, was ich bei allen Drizzt-Romanen schreibe. Man bekommt als Leser genau das, was man erwartet. Nicht mehr und nicht weniger. Was wird geboten? Mächtige Helden und ebensolche Gegner, schön geschilderte Kämpfe, eine hervorragend geschilderte Hintergrundwelt, etliche deus ex machina-Momente,...

Interessant ist an diesem Roman allerdings, dass Salvatore (erstmals?) besonders viel Zeit darauf verwendet, die Entwicklung seiner Charaktere zu zeigen, wodurch die Action etwas leidet. Wen also schon immer gestört hat, dass Drizzt und seine Gefährten eher eindimensional waren und der die actionreiche Hetze von einem Ort zum anderen und die Schlachten gegen tausende von Orks nicht leiden konnte, ist mit diesem Teil perfekt bedient. Und habe ich schon das wirklich überraschende Ende erwähnt?

Ich persönlich sitze da etwas zwischen den Stühlen, aber das mag jeder für sich selbst entscheiden. In meinen Augen beherrscht Salvatore nämlich tolle Orte, Kämpfe und Handlungsstränge besser, als Charakterzeichnungen. Aber wer bin ich, dass ich ihm zurufen könnte: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“? Verfolgen wir doch einfach weiter mit, ob sich Salvatore in Zukunft vom klassischen Fantasy-Serienautoren zum „echten Autor“ hin entwickeln kann…