Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Kap.18: Dunkelelfische Barden

Wohl eher aus den regeltechnischen Vorteilen als aus der bisher bekannten Geschichte der Dunkelelfen Faeruns heraus fand die Klasse des Barden Einzug in die Welt der Drow. Mir waren aus AD&D - Zeiten nur sehr sehr wenige Drowbarden bekannt und eine Tradition schienen diese "Zaubersänger" unter den Dunkelelfen nie zu haben. Zumindestens unter den Anhängern der bösen Drowgötter.

Wie dem auch sei, Halisstra Melarn, Erstgeborene des Hauses Melarn aus Ched Nasad hielt beispielsweise die uralte Tradition der "bae'queshel telphraezzar" aufrecht, der "Flüsterer der Dunklen Königin". Aus den Tagen der Ilythiiri stammend wurden einige wenige Dunkelelfen stets dazu ausgebildet, ihre Stimmen zu den Alten Klageliedern der Drowrasse zu erheben. Inwieweit diese Tradition im Unterreich der Vergessenen Reiche verbreitet ist bleibt abzuwarten. Dennoch bekommt man so die Möglichkeit, die Klasse vom Standpunkt eines dunkelelfischen Charakters aus zu prüfen.

Wie bisher wird dabei der Blick auf die Drow des Unterreichs geworfen, hier vornehmlich auf die "Standardversion" der Lolthanhänger. Sie sind es nämlich, die uns in den Regel- und Quellenbüchern als erstes entgegentreten.

 

Wie sich die Klasse zur Rasse verhält.

Natürlich bietet sich gerade der Barde als eine Klasse für Dunkelelfen an, da die Boni auf Geschick und Intelligenz eine günstigere Verteilung der erwürfelten Grundwerte zulassen und der Bonus auf Charisma dem Zauberattribut des Barden zugute kommt. So könnte ein hoher Wert auf Konstitution gesetzt werden, da er einen rassenbedingten Abzug bekommt und der RW des Barden hier auch nicht allzu hoch liegt.

Ohne die Klasse optimieren zu wollen, bietet sich der Barde zunächst vor allem für weibliche Charaktere an. Das liegt vor allem an der bevorzugten Klasse, dem Kleriker für die Frauen, dem Magier für die Männer. Sollte ein männlicher Drow den Barden wählen, müßte er stets darauf achten, daß seine Klassen im One-step - Abstand bleiben, sonst riskiert er den EP-Malus. Das gilt natürlich auch für Drowdamen, doch der Vorteil des Barden in der 3RE besteht unter anderem darin, daß er nun auch in leichter Rüstung (z.B. einem Kettenhemd) unbehindert zaubern kann. Rüstungen und die Fähigkeit darin zu zaubern verbinden sich logisch mit dem Kleriker (und somit ist der Kreis zu den weiblichen Drow geschlossen). Eine dunkelelfische Bardin/Klerikerin in einem der üblichen Drowkettenhemden stellt somit eine fast perfekte Ergänzung von rassischen und klassengegebenen Vorteilen dar. Natürlich kann man auch andere Klassen gut mit dem Barden vereinen, doch bleiben zum einen die One-step - Regelung, zum anderen die durch die Rasse bzw. Klasse bedingten Einschränkungen ein Hindernis: Kämpfer, Magier, Kleriker und Schurken bilden das "Rückgrat" der Drowbevölkerung, gefolgt von einigen Waldläufern und Mönchen. Druiden fallen fast gänzlich durch die Auswahlmöglichkeiten und Barbaren sind bestenfalls sehr selten.

(Randbemerkung: Für Anhänger der Eilistraee wäre eine Kombination Barde / Waldläufer ebenfalls sehr effektiv und wird nach den alten Quellen zudem auch vom Hintergrund her ermöglicht. Ansonsten gelten natürlich alle unten genannten Vorteile auch für Kleriker die nicht Lolth anbeten. Da dieses Beispiel aber auf Halisstra zurückgreift und Priesterinnen von Vhaeraun und Ghaunadaur sehr selten sind, kämen aus Sicht der Dunkelelfen nur noch Eilistraee, Selvetarm oder Kiaransalee als Äquivalente einer Kleriker/Barde Kombination für Drowfrauen in Frage.)

 

Halisstra Melarn als fast optimierte Variante einer Bardin / Klerikerin von Lolth

Wie oben angesprochen scheint die Erstgeborene des Hauses Melarn schon auf die wohl beste Kombination von Barde und Dunkelelf hinzuweisen (auch wenn dies vielleicht nicht im Sinne der Erfinder (Thomas Reid & Rich Baker) lag). Barden besitzen denselben guten BAB wie die Kleriker und eine Kombination beider Klassen schmälert diesen nur geringfügig. Zudem ist der Kleriker bereits auf niedrigen (1. und  4.) Stufe in der Lage, durch Zauber wie Divine Favor und Divine Power den BAB im Falle des Kampfes schnell zu erhöhen. Die RW der Klassen ergänzen sich ebenfalls, nur ein Mönch würde hier den Kleriker als beste Klassenkombination überbieten. Wählt der Charakter anders als Halisstra als Domäne Drow, so erhält er das Talent Lightning Reflexes umsonst und holt den fehlenden Bonus beim Reflex-RW des Klerikers wieder auf. Da die Dunkelelfen im Großen und Ganzen als martialische Rasse gelten, bietet sich als zweite Domäne hier Darkness an, womit dem Charakter nicht nur das freie Talent Blind Fight zufällt, sondern eine interessante Auswahl an Zaubern. Halisstra besitzt die Domänen Chaos und Trickery.

Wenn man auf dieser kämpferischen Ausrichtung verbleibt, so sind die meisten Zauber eines Barden zwar nicht wirklich offensiver ausgerichtet als die des Klerikers, allerdings bieten sie ihm weitaus mehr Möglichkeiten. Offensiv erhält er z.B. Hideous Laughter, Silent Image, Sleep; Daze Monster, Glitterdust etc.. Wesentlich interessanter ist aber die nun zusätzliche Auswahl an defensiven bzw. weniger kampforientierten und dennoch wichtigen Zaubern: Identify; Blur, Cat's Grace, Fox's Cunning, Invisibility, Displacement, Gaseous Form, Haste; Dimension Door etc.. Natürlich müssen diese zunächst erlernt werden, wie es stets der Fall ist. Aber in Zusammenarbeit mit den Klerikerzaubern kann der Barde so noch effektiver seine anderen Fähigkeiten einsetzen: Countersong, Inspire Courage, Inspire Competence oder Inspire Greatness. Da dunkelelfische Priesterinnen ohnehin gerne ihre männlichen Begleiter für sich kämpfen lassen, kann ihnen so die Rolle als Unterstützung der Kämpfer zufallen, während sie selbst im Schutze ihrer göttlichen und arkanen Zauber verharren.

Die Klasse profitiert natürlich nun ungemein von den mittlerweile 6 Fertigkeitspunkten je Stufe und den schier endlosen Klassenfertigkeiten. Hier ergänzen sich die beiden Klassen Halisstras ebenfalls, denn was ihr durch den Kleriker "entgeht", holt sie durch den Barden wieder auf. Selbst jene Fertigkeiten, die durch die Rüstung eingeschränkt sind, können schnell wettgemacht werden.

Ein besonderes Bonbon für dunkelelfische Priesterinnen von Lolth bietet die Klasse des Barden auch. Denn neben dem Lang- und Kurzschwert, dem Rapier, Totschläger und Kurzbogen erhält ein Barde auch den freien Umgang mit der Peitsche. So könnten Priesterinnen der Lolth auf das Wählen der exotischen Waffenfertigkeit Peitsche oder Geißel verzichten, welche ja der Tradition nach mit die beliebtesten Folterinstrumente dunkelelfischer Damen sind.

 

Betrachtet man Halisstra Melarn vom reinen Gesichtspunkt der Klassenkombination, wenngleich sie als Charakter nicht voll ausgereizt wurde, so bleibt zu resümieren, daß für dunkelelfische Frauen kaum eine bessere reine Klassenkombination besteht. Bei einem gleichbleibend guten (mit Zaubern sogar sehr guten) BAB, fast hervorragend guten RW und einer hohen Zahl an Fertigkeitspunkten ist diese Kombination äußerst vielseitig einsetzbar. Während die Zauber nicht sonderlich offensiver ausgerichtet sind als die eines reinen Klerikers, so helfen sie diesem jedoch um sich zum einen selbst besser zu schützen, zum anderen die Verbündeten besser zu unterstützen sowie trotz Rüstung auf Fertigkeiten als auch Zauber zurückzugreifen, die sonst nur Schurken, Magiern oder Hexenmeistern zugänglich sind (z.B.: Hide, Move Silently, Sleight of Hand, Use Magic Device; Identify, Invisibility, Dimension Door). Wie bei allen Klassenkombinationen leiden die Zauberfähigkeiten der Einzelklassen sicher unter der Kombination, doch die Vielzahl der Möglichkeiten die diese Verbindung mit sich bringt ist sicher nicht nur für die Autoren der War of the Spider Queen - Romanserie reizvoll.

 

Für alle die es genau wissen wollen ... Halisstra Melarn, First Daughter of House Melarn. Female drow Bard 8 / Cleric 10 (Lolth); CR 19; HP 109; Init +7; ... AC 36 ... AL CN ... ST 16, Dex 24, Con 15, Int 16, Wis 23, Cha 22 ...

 

(Quellen: Demihuman Deities, 3RE SRD; Dragon 312, p. 88f.)

 

 

© P. "Zanan" Basedau