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(Der) Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode
Bewertung:
(4.0)
Von: Marc Drozella
Alias: Xiam
Am: 08.01.2014
Autor:Alexander Röder
Typ:Roman, Schauerroman
VerlagFeder und Schwert
ISBN/ASIN:978-3867621786
Inhalt:576 Seiten, Taschenbuch
Preis:15,99 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

Im Sommer 1792 trifft der junge, unerfahrene Engländer Matthew Gregory Lewis im beschaulichen Residenzstädtchen Weimar ein. Freundlich aufgenommen, erlebt er anfangs heitere Tage. Sogar der Geheime Rat Johann Wolfgang von Goethe nimmt ihn großmütig unter seine Fittiche und lädt ihn zu einem abenteuerlichen Ausflug in die Bergwerke von Ilmenau ein. Doch plötzlich tun sich hinter den Fassaden Weimars Abgründe auf. Unvermittelt findet sich Lewis in einem Gewirr von Intrigen und Spuk wieder. In düsteren Gassen, unterirdischen Gängen, herrschaftlichen Schlössern und unheimlichen Ruinen gerät er in eine Verschwörung, die sich zum Staatsstreich auszuweiten droht.

Neben Goethe treten auf: Schiller, Wieland, Herder, Novalis, die Herzogin Anna Amalia, ein listiger Geheimagent, ein geschwätziger Schulmeister und ein lebender Toter.

 

Überblick

Mit dem Roman „Der Mönch in Weimar“ gibt Alexander Röder sein Debüt und hat sich direkt viel vorgenommen. „Eine beinahe wahre Schauergeschichte“ sollte es werden, nach dem Vorbild des Schauerromans des 19. Jahrhunderts.

Um die deutsche Sprache zu erlernen begibt sich der junge Engländer Matthew Gregory Lewis am Ende des 18. Jahrhunderts auf eine Studienreise in eines der Zentren der deutschen Kultur: nach Weimar. Einquartiert bei einem geschwätzigen Schulmeister macht der junge Mann schon bald die Bekanntschaft der illustren Gesellschaft, die sich am Hofe der Herzogin Anna Amalia ein Stelldichein gibt. Von Wieland über Herder und Schiller bis hin zum berühmten Geheimrat Goethe trifft er Männer, die schon zu ihrer Zeit große Namen tragen und deren schriftstellerische Tätigkeiten auch in Lewis Heimat bewundert werden. Sich mit der Absicht tragend die Werke der berühmten Deutschen ins Englische zu übersetzen begibt Lewis sich unter die Fittiche von Goethe und lässt sich in die hohe Gesellschaft einführen.

Verlebt er anfangs noch heitere Tage, so tun sich nach und nach hinter den Fassaden Weimars Abgründe auf und Lewis findet sich in einem kaum zu überblickenden Geflecht aus Intrigen und Spuk wieder. Von Alpträumen gequält, durch düstere Gassen verfolgt und beinahe unter der Erde verschüttet gerät er in eine Verschwörung, die sich zum Staatsstreich auszuweiten droht.

 

Fazit

Alexander Röder hat sich den Schauerroman des 19. Jahrhunderts zum Vorbild genommen um eine Geschichte zu erzählen, wie sie auch zeitgemäß hätte erzählt werden können. Röder versteht es hervorragend die Sprache und den Stil des 19. Jahrhunderts zu imitieren und gestaltet damit eine Atmosphäre, die den Leser augenblicklich in den Bann zieht. An keiner Stelle ist dem Roman anzumerken, dass es sich um ein Debütwerk handelt, denn handwerklich wurde hier alles richtig gemacht.

Dennoch, so richtig will die Geschichte keine Fahrt aufnehmen. Man liest und liest und liest und liest, und irgendwann, so nach 250 Seiten, beginnt der Leser allmählich sich zu fragen, wo denn hier eigentlich der rote Faden ist und wann die eigentliche Handlung endlich beginnt. Alles, was bis dahin erzählt wurde, scheint irgendwie Vorgeplänkel zu sein. Nicht ganz leicht ist es, wichtige Ereignisse von unwichtigen zu trennen und am Ende kommt man zu dem Schluss, dass 300 Seiten ebenfalls gereicht hätten, um zu erzählen was auf 576 Seiten ausgebreitet wurde.

Weiterhin scheint es ganz so, dass der Autor sich mit den vielen berühmten in dem Roman auftretenden Figuren etwas übernommen hat. Denn so richtig traut er sich an die Persönlichkeiten Schillers, Herders, Goethes und der Herzogin nicht heran. Dass Röder Figuren plastisch und interessant gestalten kann, wird in dem Charakter des Protagonisten eindeutig klar. Mit Charme, Witz und so mancher Andeutung wird die Neugier des Lesers auf Matthew Gregory Lewis und seine Vergangenheit geweckt und aufrechterhalten. Die Nebenfiguren bleiben dagegen flach, stereotyp und plakativ – und das haben diese berühmten Persönlichkeiten sicherlich nicht verdient.

Nichtsdestotrotz ist der Roman auf jeden Fall lesenswert. Allein Sprache und Stil erfreuen den geneigten Leser, besonders wenn er Gefallen an den Schauerromanen der Romantik findet, und können über kleine Schwächen in der Ausgestaltung der Figuren und die Langatmigkeit der Handlung leicht hinwegtrösten. Eine Leseempfehlung sei hier definitiv ausgesprochen.