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Hellboy Kompendium 1
Bewertung:
(5.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 04.12.2016
Autor:Mike Mignola, John Byrne, Dave Stewart u.a.
Typ:Comic
Setting:Hellboy
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-86425-985-2
Inhalt:448 Seiten, Hardcover, US-Format, Hellboy 1,2 + 4
Preis:50,00 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Das erste Hellboy Kompendium umfasst Band 1,2 und 4 der originalen Hellboy-Reihe und das in aufgemotzter Optik:

 

1. Saat der Zerstörung:

Die Geschichte um Hellboy beginnt 1944, als die Nazis sich einen Magier an Land gezogen haben, der den drohenden Untergang von Hitlers Regime mit Hilfe von dunklen Mächten verhindern soll. Aus einem unbekannten Grund fällt der heraufbeschworene Abgesandte – der junge Hellboy - allerdings in die Hände der Alliierten.

Gute 50 Jahre später gehört Hellboy zur B.U.A.P. – der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen - und ist ihr ranghöchster Ermittler. Kein Wunder, denn der höllenrote Muskelprotz mit den abgesägten Hörnern bringt alles mit, was ein guter Ermittler braucht: er ist cool, selbstsicher, wortkarg, sarkastisch und kann sowohl enorm einstecken als auch enorm austeilen.

Ein Auftrag führt ihn und sein Team, zu dem der Froschmann Sapien und die Pyrotante Liz gehören, zu einem alten Herrenhaus, der Cavendish Hall, wo sie seltsame Phänomene untersuchen. Schnell merkt Hellboy, dass er es hier mit einem alten Bekannten zu tun hat (auch wenn er diesen nicht wirklich kennt), nämlich mit dem Magier, der ihn 1944 beschworen hat und ihn nun endgültig für seine finsteren Zwecke nutzen will…

 

2. Der Teufel erwacht…

In New York wird der Leiter des Wachsfigurenkabinetts erschossen aufgefunden, Eine zwei Meter große Kiste mit der Aufschrift „Giurescu, Objekt #666“ ist aus dem Kabinett verschwunden - und das ruft die B.U.A.P. und damit Hellboy auf den Plan.

Die Ermittlungen führen das B.U.A.P. Team zu drei Schlössern in Rumänien, denn die Legende besagt, dass Giurescu ein blutrünstiger Adeliger war – wahrscheinlich ein Vampir.

Unnötig zu sagen, dass natürlich Hellboy das richtige Schloss erwischt und sich nicht nur mit Hexen und Untoten abgeben muss, sondern auch mit dem Vampir.

Währenddessen laufen die Einsätze seiner vier Kollegen äußerst katastrophal. Doch auch Hellboy hinterlässt auf Schloss Giurescu eine deutliche Spur der Zerstörung.

Außerdem wird Hellboy mit seiner scheinbar apokalyptischen Bestimmung konfrontiert. Unklar bleibt, ob er wirklich auf der Erde ist, um den jüngsten Tag und damit das Ende der Menschheit heraufzubeschwören.

 

3. Sarg in Ketten

Gleich sieben verschiedene Kurzgeschichten werden in diesem Hellboy-Band geboten. Ich verzichte im Folgenden absichtlich auf einzelne Inhaltsangaben, denn diese würden zu viel verraten. Allesamt sind in sich geschlossene Geschichten, die jedoch teilweise auf vorige Geschichten und Personen Bezug nehmen.

In einer der Stories geht Hellboy seinem Ursprung nach und erlangt dabei erschreckende Erkenntnisse über sich selbst. „Der Leichnam“ gehört zu den bekanntesten Hellboy-Geschichten, nicht zuletzt, weil der Hellboy-Film lose darauf basiert. Hier verschlägt es Hellboy in eine düstere Kirchenruine in England.

„Die Baba Jaga“ Kurzgeschichte bezieht sich auf ein Aufeinandertreffen von „Red“ und der berühmten Hexe (die übrigens einer russischen Sage entstammt) im zweiten Hellboy-Band „Der Teufel erwacht“. Dort wird erwähnt das Baba wegen Hellboy ein Auge verloren hat und genau diese Geschichte wird hier erzählt.

Insgesamt umfasst der Band folgende Kurzgeschichten: Der Leichnam, Die Eisenschuhe, Die Baba Jaga, Weihnachten in der Unterwelt, Sarg in Ketten, Die Wölfe von St. August und Beinahe ein Gigant.

 

Meinung:

Ich habe jeweils seinerzeit ausführliche Rezensionen zu den einzelnen Bänden von Hellboy, die in diesem Band hier zu finden sind, verfasst und weise auf diese ausführlichen Versionen hin, denn grundlegend hat sich nichts zu den Originalen verändert, mit Ausnahme das die Neuauflage nun in der richtigen US-Größe (nicht mehr im kleineren DinA5-Format) und in Vollfarbe erscheint. Deswegen gehe ich hier mehr auf die Veränderungen ein, denn auf den eigentlichen Inhalt.

Die Links zu den Einzel-Rezensionen findet ihr am Ende dieser Review.

 

Der vorliegende Band umfasst – wie eingangs erwähnt – die ursprünglichen deutschen Bände 1,2 und 4, welche thematisch aufeinander folgen. Aber wo ist die Nr. 3 geblieben? Die Sache ist einfach erklärt. Der deutsche Band Nr 3 präsentierte damals das Crossover „Hellboy/Batman/Starman“ und spielte sich außerhalb der eigentlichen Riehe ab, erschien hierzulande aber eben als eigenständiger Band. Ich gehe davon aus das Cross-Cult diesen aus genau diesem Grunde vorerst aus der Kompendium-Reihe herausgelassen hat, hoffe aber, dass er auch in einem der zukünftigen Bände seinen Platz finden wird.

 

Kommen wir also zum vorliegenden ersten Band des Hellboy-Kompendiums. Wie gesagt, will ich storytechnisch nicht allzu sehr ins Detail gehen (und verweise einmal mehr auf meine Erst-Reviews zu den Geschichten) aber trotzdem möchte ich kurz erwähnen, wie abgefahren und komplex die Hellboy-Geschichten sind – auch heute noch, nachdem die ersten hefte schon über 20 Jahre in der Comic-Welt herumgeistern. Bekannt dürfte sein, das Mike Mignola nicht nur der geistige Vater von Hellboy ist und die Stories selbst schreibt, sondern auch für die atemberaubenden Artworks verantwortlich zeichnet. Dabei merkt man seine Vorliebe für Jack Kirby und H.P. Lovecraft deutlich, denn der Einfluss des Cthulhu-Mythos ist bei Hellboy nicht von der Hand zu weisen. Die mystisch paranormalen Stories (weil es sind ja gleich mehrere in diesem band zu finden) sind dabei spannend und unglaublich atmosphärisch, werden von coolen und humorvollen Sprüchen und Kommentaren des roten Hünen aufgelockert. Darüber hinaus glänzen die Geschichten durch penibel ausgfeilte Charaktere und das sowohl auf der guten wie auch auf der bösen Seite. Dass Mignola nach eigenen Aussagen zigmal an der Story gefeilt hat und ganze Panels und Seiten verworfen hat, merkt man der Erzählung im Grunde genommen nicht an, man spürt aber, dass sie einfach vollständig durchdacht und gelungen ist. Sowohl Story als auch Dialoge können auf ganzer Linie überzeugen, wobei gerade auch die Mischung aus okkulten Elementen und mythischen wie urbanen Legenden für die richtige Atmosphäre sorgen.

 

Kommen wir also zur Optik und gerade hier gibt es die größten Unterschiede zur Originalauflage. Was sofort auffällt, sobald man den Band in den Händen hält ist, dass er größer ist, als die ursprüngliche Reihe. Cross-Cult hat Hellboy nun endlich das originale US-Format spendiert, so dass die einzelnen Seiten genau in der Größe zu sehen sind, wie sie ursprünglich auch von Mignola entworfen wurden und das wirkt!

Ehrlich gesagt habe ich sowieso nie verstanden warum Cross-Cult bei so vielen US-Serien auf dieses kleinere DinA5 Format setzt, wo die Originale doch ein ganzes Stück größer sind (siehe auch The Walking Dead) - unverständlich für mich dass man ein Format so beschneidet, auch wenn die Produkte ans ich immer erstklassig waren. Umso schöner ist es das dem Kompendium eben das 16x24 Format spendiert wurde.

 

Die zweite Neuerung fällt dann auf sobald man die ersten Seiten des Bandes liest – Hellboy ist komplett in Farbe!!! Nicht schlecht und sieht, richtig toll aus und zaubert nochmal ein ganz anderes Gefühl auf die Seiten, lässt diese bekannten Geschichten nochmal in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ich finde das wirklich großartig, auch wenn ich auf der anderen Seite ein wenig zwiegespalten bin, denn auch die originalen Ausgaben, die noch in schwarz-weiß waren, hatten etwas für sich, denn Mignolas einzigartiger Stil, der von dem enormen und atemberaubenden Spiel mit Licht und Schatten lebt, kam in monochrom einfach noch besser zur Geltung. Aber auf der anderen Seite war Hellboy ab „Die Troll-Hexe“ (Band 8) sowieso schon in Farbe, deswegen ist es nur logisch das das Kompendium nun nachkoloriert wurde. Ich mag es auf jeden Fall.

 

Zu Mignolas Stil muss man wahrscheinlich nicht mehr allzu viel sagen. Der ist wie erwähnt von Licht- und Schattenspielen geprägt, aber auch generell recht minimalistisch. Das mag man oder eben nicht. Wer hier Artworks erwartet wie bei einem Todd McFarlane (Spawn) oder Greg Capullo (Batman), der ist hier schlichtweg falsch. Mignolas Stil ist einzigartig und sticht bis heute aus der Masse hervor, er ist anders aber gerade deswegen so unglaublich genial.

 

Fazit:

Das Hellboy-Kompendium ist ein echter Kracher!

Zwar sind die Geschichten im Band keineswegs neu, sondern eine Neuauflage der ersten Einzelveröffentlichungen die bereits 2002 – 2003 bei Cross-Cult veröffentlicht wurden und teilweise schon länger vergriffen sind. Also bietet das Kompendium nun schon mal die Chance, dass man diese Stories überhaupt noch in die Hände bekommt. Aber da ist noch mehr in der Schatzkiste, denn das Format des Kompendiums wurde auf das originale US-Format der Serie vergrößert und darüber hinaus präsentiert sich der Band komplett in Farbe, während die Originalveröffentlichung noch in schwarz-weiß war. Die Stories im Inneren des Wälzers überzeugen auf ganzer Linie, erzählen von den Anfängen von Hellboy und den ersten großen Fällen. Trotz der fast 20 Jahre haben die Geschichten keineswegs etwas von ihrer Faszination verloren und machen immer noch enormen Spaß. Gerade die Mischung zwischen Mythen, Okkultismus und Agenten-Kram und Mignolas komplexer und tiefgängiger Erzählstil gepaart mit seinem atmosphärischen und doch minimalistischen Zeichenstil, sorgen hier für einen perfekten Comic.

Ach ja, aufgefüllt wird der dicke Band noch mit zahlreichen Texten und Nebeninfos und mit zahlreichen Cover-Artworks und Skizzen. Das macht die Sache so richtig rund.

Also, wer die ersten Hellboy-Stories noch nicht kennt, sollte sich diesen band auf jeden Fall ansehen, aber selbst alte Hellboy-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten und müssen dieses Schmuckstück eigentlich auch haben. Großartig!

 

 

Die Links zu den ursprünglichen Reviews der ersten drei Hellboy-Bände:

Hellboy 1 – Saat der Zerstörung

Hellboy 2 – Der Teufel erwacht

Hellboy 4 – Sarg in Ketten