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Baltimore oder der standhafte Zinnsoldat und der Vampir
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 29.04.2009
Autor:Mike Mignola, Christopher Golden
Typ:Illustrierter Roman - Horror, Fantasy
Setting:Frühes 20. Jahrhundert in Europa
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-936480-60-3
Inhalt: 278 Seiten, Sonderformat 20,5x20,5 cm, Hardcover, sw
Preis:24,90 €
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Als Lord Henry Baltimore auf einem der höllischen Schlachtfelder des ersten Weltkriegs den Zorn eines Vampirs heraufbeschwört, verändert sich die Welt für immer. Eine extrem ansteckende Seuche wird entfesselt - eine Seuche, die selbst der Tod nicht beenden kann. Jahre später lädt Baltimore, der mittlerweile ein einsamer Soldat im Kampf gegen die Dunkelheit ist, drei alte Freunde zu einem Treffen in ein Wirtshaus - Männer, deren Reisen und fantastische Erfahrungen sie an jenes Böse glauben lassen, das die Seele der Menschheit verschlingt. Während die Männer auf ihren alten Freund warten, erzählen sie sich ihre Erlebnisse von Schrecken und Horror und stellen Überlegungen an über ihren Anteil an Baltimores zeitlosem Kampf. Noch bevor die Nacht dem Morgen weicht, werden sie wissen, was zu tun ist um die Seuche zu besiegen… und die Kreatur, die Baltimore als seinen Erzfeind betrachtet…

 

Schreibstil & Artwork:

Zunächst einmal fällt einem das atemberaubend aufgemachte Hardcover auf in dem diese Erzählung daherkommt. Das Buch weißt dabei ein Sonderformat auf und das feste Cover macht das Werk nicht nur zu einem gewichtigen sondern auch optisch ansprechenden Wälzer.

 

Baltimore, wie ich den Band im Folgenden der Einfachheit halber betiteln werde, basiert auf einem klassischen Märchen von Hans Christian Andersen, das im Titel des Bandes ganz klar widergespiegelt wird – der standhafte Zinnsoldat.

Dem haben sich der berühmte Comiczeichner Mike Mignola (Hellboy) und der Autor Christopher Golden angenommen und gemeinsam haben sie ein ungewöhnliches und abgefahrenes Werk geschaffen, das auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges beginnt. Dort trifft der Soldat Lord Henry Baltimore auf eine grauenhafte Kreatur in Fledermausgestalt, die über ihn herfällt. Mit knapper Not kann er sich wehren und entkommt dem Tod, verliert dabei aber ein Bein. Doch die Kreatur - der Herr der Vampire - hat den Soldat nun im Visier und sinnt auf Rache. Das bekommt nicht nur seine Familie zu spüren, sondern alle Menschen, denn die Pest schwappt über das Land – in Wahrheit die Vampirseuche. Baltimore begibt sich auf einen jahrelangen Feldzug gegen den Vampir, währenddessen er mit drei Männern Bekanntschaft macht, die ähnliche Erlebnisse erfahren haben. Aus deren Sicht wird die Story erzählt, denn sie finden sich – auf Wunsch von Baltimore – in einem Gasthaus wieder und während sie auf Lord Baltimore warten, erzählen sie sich ihre grauenvollen Geschichten. Natürlich steckt noch mehr hinter diesem Treffen, das Baltimore sorgfältig arrangiert hat.

 

Mignola und Golden legen hier einen sehr eigenen Erzählstil an den Tag, der aber durchaus zu Gefallen weiß. Von der Sprache her merkt man deutlich, das die Geschichte in den Anfängen des 20. Jahrhunderts spielt und das 19. Jahrhundert noch nicht so weit entfernt liegt. Das gibt der Erzählung einen ganz besonderen Stil.

Mignola und Golden haben hier Hand in Hand gearbeitet. Während Golden wohl vornehmlich für den Text verantwortlich ist, zeichnet Mignola für die zahlreichen unterstützenden Illustrationen im typischen Mignola Stil verantwortlich. Dabei hat die Geschichte eigentlich keinen wirklichen fortlaufenden Plot, sondern setzt sich aus einzelnen Kurzgeschichten zusammen - den Erlebnissen der drei Männer in der Kneipe - die wiederrum zu den abschließenden Ereignissen führen.

Baltimore ist düster und erzeugt Gänsehaut durch die dominante und übermächtige Präsenz des Bösen. Die Autoren erzählen hier auf sehr subtile Art und Weise und verzichten weitestgehend auf Action. Viel mehr wird mit den Ängsten und mit Schockeffekten, zuweilen auch blutig und ekelerregend, gespielt und vor allem regt dieses Epos zuweilen zum Nachdenken an, denn es gibt zahlreiche Parallelen zur realen Welt.

 

Qualität & Übersetzung

Die Qualität des Buches ist eine Wucht und bewegt sich auf höchstem Niveau. Wie schon erwähnt ist schon die äußere Optik ein echter Hingucker. Die Übersetzung ist mehr als ordentlich und die Texte sind flüssig zu lesen und das obwohl die Sprache schon recht altmodisch angelegt ist.

 

Fazit:

Ich mag „Baltimore oder der standhafte Zinnsoldat und der Vampir“ sehr, denn dieser Roman - wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann - ist mal etwas erfrischend anderes. Das Werk an sich ist von der Gestaltung des Covers und des Interieurs, bis hin zur letzten Seite ein echtes optisches Meisterwerk geworden. Das es dann noch ein wuchtiges Hardcover im Sonderformat ist rundet die Optik schon mal hervorragend ab. Aber auch der Inhalt kann überzeugen. Die Story, zusammengesetzt aus einzelnen Kurzgeschichten in Rückblickform, fügen sich zu einem spannenden, düsteren und beängstigenden Epos zusammen, das gekonnt von Meister Mignolas Illustrationen ergänzt und abgerundet wird, die allesamt schwarz-weiß sind und an eine Holzschnitt- oder Kupferstichtechnik erinnern. Das passt einfach hervorragend, zumal sich die Artworks eher unbewusst in den Text einfügen.

Baltimore ist ein echtes Epos, das für Lesespaß und Kurzweile sorgt und vor allem was für Fans von Vampir- und Horrorliteratur ist. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, wenn es auch an einigen Stellen etwas langatmiger war.

 

Anmerkung:

Baltimore gibt es neben der hier rezensierten normalen Version auch noch in einer limitierten Sonderedition für Sammler. Allerdings hat diese auch einen wuchtigen Preis von 75 Euro. Inwiefern sich diese Ausgabe von der Standard-Version unterscheidet kann ich nicht sagen. Mehr Infos dazu gibt es auf der Website des Verlages.

 

 

Normale Version
Limited Edition

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